Doris Geller: Praktische Intonationslehre (mit CD)
Doris
Geller:
Praktische Intonationslehre
(mit CD)
Mit
Übungsteil für Instrumentalisten und Sänger
Bärenreiter-Verlag
fünfte Auflage (2012)
198 Seiten, kartoniert
ISBN 3-7618-1265-5
EUR 36,95
"Bin
ich zu hoch? - Bin ich zu tief?", dies sind oft gestellte Fragen beim
praktischen Musizieren. In die Grauzone der richtigen Tonhöhe möchte die
Autorin Licht bringen.
Das direkt auf die Musizierpraxis abzielende Buch vermittelt in klar
verständlicher Form alles, was im Zusammenhang mit Stimmung und Intonation für
Musiker und Wissenschaftler von Interesse ist: den richtigen Umgang mit
Schwebungen, die Zusammenhänge zwischen Intonation und Klangfarbe, die
praktische Nutzung von Differenztönen, aber auch die praktischen Auswirkungen
der Klavierstimmung, das Einstimmen, Temperatureinflüsse sowie die
instrumentenspezifischen Intonationseigenarten und die Verhaltensweisen von Spielern.
Dies alles mündet in die konkrete Anwendung auf die musikalische Praxis: Anhand
vieler Notenbeispiele wird gezeigt, bei welchen Akkorden welche
Intonationsarten in Frage kommen und wie bestimmte Intervalle in der
melodischen Linie intoniert werden können.
Der zweite Teil des Buches enthält zwei- bis sechsstimmige Übungen für
beliebige Instrumente.
Die CD zum
Buch:
Auf der CD werden sämtliche im Buch beschriebenen Phänomene klanglich dargestellt
- eine unentbehrliche und ideale akustische Ergänzung zum Buch.
ISBN 2-7618-1266-3
EUR 15,50
Ein Auszug aus der CD-Liste:
- Verstimmtes fis in Fis-Dur und G-Dur
- Unharmonische Obertöne auf Schlaginstrumenten
- Intervalle aus Sinustönen und obertonhaltigen Tönen
- Naturtöne: Horn, Gesang, Synthesizer
- Sechs verschiedene Intervalle, rein und um je 15c verstimmt
- Quintenzirkel mit pythagoreischem Komma
- Temperierte/reine Quinte
- Mitteltönige Temperierung
- Syntonisches Komma auf Streichinstrumenten
- Schwebungen im Glissando vom Einklang bis zur kleinen Terz
- Einstimmen dreier Intervalle auf 2 Fagotten
- Der Molldreiklang mit unterschiedlich gestimmter Terz
- Schwebungen in Abhängigkeit von der Lage im Tonraum
- Differenztöne von Quinte, Quarte, gr./kl. Terz, gr./kl. Sexte
- Alle Konsonanzen in reiner, pythag. und temperierter Stimmung
- C-Dur "rein": Terzen und Sexten, Dreiklänge, Kadenz, Tonleiter
- Akkordfolge mit Natur-Septakkord
- C-Dur "temperiert": Terzen, Dreiklänge, Tonleiter
- C-Dur "pythagoreisch": Tonleiter, Terzen, Dreiklänge, Kadenz
- Vibrato bei chorischem Spiel von Geigen und Flöten
- Vibrato bei Stimme, Violine und Flöte
- Tonhöhenunterscheidungstest mit zwei Klangfarben
- Bestimmung idealer Melodieschrittgrößen
- Zurechthören von Simultan- und Sukzessivintervallen
- Tetrachord c-d-e-f in vertikaler und linearer Intonation
- Verschiedene Größen des Auflösungsschrittes f-e bei G7-C
- Dissonante Akkorde in reiner und temperierter Stimmung
- Dominantseptakkord mit unterschiedlich eingestimmter Terz
- Mendelssohn, Einleitung zu "Elias"
- Schubert, Forelle, und Mozart, Bildnis-Arie
- Mozart, Sinfonie g-Moll
- Ganztonschritt abwärts mit unterschiedlicher Harmonisation
- J. S. Bach, Prelude, rein, pythagoreisch und temperiert
Rezensionen
Flöte
aktuell 1/98:
Intonation - ein Thema, welches jeden Musiker immer wieder aufs Neue
beschäftigt, wird in dem vorliegenden Buch auf informative und spannende Weise
analysiert, interpretiert und trainiert. Der Autorin ist es gelungen, dieses
Thema in Praxis und Theorie spannend und kompetent darzustellen. Der erste Teil
des Buches beschäftigt sich mit den Themenkreisen Naturtonreihe, Schwebungen,
Differenztöne, mit den grundlegenden Arten der Stimmungen sowie den
musikalisch-akustischen Bedingungen der einzelnen Instrumente. Hier wird
besonders auf die Obertöne und das spezielle Intonationsverhalten der
jeweiligen Instrumente eingegangen. Klangfarbe und Dynamik sind weitere
wichtige Themen. Ausführlich werden die harmonische und melodische Intonation
behandelt. Hier wird deutlich, wie bei Akkorden die richtige Intonation
gefunden werden kann und wie bestimmte Intervalle in der melodischen Linie
intoniert werden können. Der zweite Teil bringt eine große Zahl Übungen, in
denen die genannten Erkenntnisse für alle Instrumente angewandt werden. Mit
seinen präzisen Erklärungen und Anweisungen zur Ausführung ist er methodisch
außerordentlich gut aufbereitet und bietet eine Fülle an Material. Eine separat
erhältliche CD macht die im Buch beschriebenen Phänomene hörbar.
musica sacra
6/97:
... Der Autorin gelingt es in bewundernswerter Weise, die Stofffülle sinnvoll
zu bändigen, so dass die Thematik in all ihren Aspekten jedem auch nur etwas
willigen Adressaten verständlich und nachvollziehbar sein müsste. Das Buch
zeichnet sich durch hohe Anschaulichkeit aus und lässt wohl kaum eine Situation
unberücksichtigt, in die der ausübende Musiker bezüglich Intonation je geraten
könnte.
Die fast 200 Seiten umfassende Schrift schließt mit Sicherheit eine schmerzlich
empfundene Lücke, zumindest für Sänger und Spieler von Instrumenten mit
variablen Tonhöhen. Der Cembalist z. B. leistet ja beim Stimmen seines
Instruments seine Disposition der Tonhöhen vor dem Spiel, während die oben
erwähnten Musiker ihre Intonationsleistung während der Aufführung zu erbringen
haben. Diese Aufgabe ist, seitdem die "historischen
Aufführungspraktiker" das Monopol der sog. gleichschwebenden Temperatur in
Frage gestellt haben, nicht leichter geworden, ist man doch aus dem Paradies
naiver unhinterfragter Gewohnheitsintonation vertrieben worden. Zumindest hat
sich Unsicherheit breitgemacht. Und das ist eigentlich gut so!
Hier setzt Doris Gellers Lehrbuch an.
musica sacra
3/98:
...Die Systematik des Buches ist überzeugend, und es ist ein wichtiger Beitrag
für die Chorarbeit.
Üben und
Musizieren 4/98:
Obgleich Fragen der Intonation von elementarer Bedeutung für jedes Musizieren
sind, werden sie doch in der Ausbildung oft vernachlässigt, meist nicht
systematisch geübt, sondern sie unterliegen mehr einem zufälligen, dabei dem
"Gefühl", d. h. vagen Gehöreindrücken unterworfenen
Erfahrungsprozess. Doris Geller will mit ihrem Buch zeigen, dass man Intonation
zu einem großen Teil lernen kann. Hierzu stellt sie in einem ersten Teil die
theoretischen Grundlagen bereit und bietet im zweiten Teil praktische
Intonationsübungen für InstrumentalistInnen an. Ein Anhang bietet in
Übersichten noch einmal die Begriffserklärungen, Stimmungsmodelle für
Tasteninstrumente, Intervalle und ihre Stimmungswerte u.a.m.
Zum Buch gehört eine CD mit 60 auf den Buchtext bezogenen Hörbeispielen.
Hiermit werden einerseits die im Grundlagenteil angesprochenen Aspekte und
Phänomene hörbar, andererseits sind manche Thesen durch die Hörbeispiele
überhaupt erst nachvollziehbar.
Um es gleich an dieser Stelle zu sagen: Doris Gellers Praktische
Intonationslehre erfüllt nicht nur den selbst erhobenen Anspruch, Intonation
als lernbar zu erfahren, sie macht sogar richtig Lust darauf, sich intensiver
als bisher und mit neu motiviertem offenen Ohr Intonationsfragen zuzuwenden. Zumindest
dem Rezensenten ist es so gegangen: Man liest die Passagen zu scheinbar
vertrauten Begriffen wie "pythagoräisches und syntonisches Komma",
"Quintenspirale", "Schwebungen", "Temperatur"
u.v.a.m. und entdeckt plötzlich größere und kleinere Wissenslücken bei sich.
Vor allem aber führen das Anhören der Beispiele auf der CD und die eigenen
Experimente, zu denen die Autorin anleitet, zu Aha-Erlebnissen, die das
Schon-Gewusste und das Neu-Verstandene noch einmal bestätigend untermauern.
Hilfreich sind natürlich auch die vielen Notenbeispiele, die besonders in den
Ausführungen zu harmonischer und melodischer Intonation zur Plastizität des
Textes beitragen.
Zur Ermunterung des Lesers, zur "Lust auf Intonation" trägt
zusätzlich Gellers Geschick bei, auch die mitunter komplizierten physikalischen
und mathematischen Sachverhalte so zu formulieren, dass sie verstehbar werden.
Gellers Sprache orientiert sich dabei ebenso wie ihre Methodik der Darstellung
an ihren AdressatInnen: den Musikern und Musikerinnen.
Überdies weiß die Autorin stets auch über den rein naturwissenschaftlich-
technischen Aspekt der Intonation hinauszuweisen. Sie macht immer wieder
deutlich, dass Intonation nicht um ihrer selbst willen wichtig ist, sondern
dass sie die Qualität von Musik und ihre Wahrnehmung wesentlich bestimmt. Der
zweite Teil mit seinen praktischen Übungen wendet sich zunächst mit
Differenztonübungen an die SpielerInnen hoher Instrumente, anschließend werden
Übungen für beliebige Instrumente vorgestellt. Alle Übungen sind vom Umfang her
jeweils angemessen und vor allem präzise kommentiert, so dass sie vom Übenden
nach seinen Bedürfnissen ausgewählt werden können.
Für den Rezensenten gehört Doris Gellers "Praktische
Intonationslehre" in den Bücherschrank - noch besser in die Notentasche -
eines jeden Musikers und einer jeden Musiklehrerin!
Clarino
7-8/1997:
Seien wir doch einmal ehrlich, liebe Leser: Wer von uns Bläsern unterscheidet
schon zwischen "Stimmung" und "Intonation"? Wer kann
wirklich Auskunft über die Obertonreihe geben? Wer weiß, dass mitschwingende
Obertöne lauter sein können als der Grundton und warum das so ist? Wer
unterscheidet, vor allem in der Musizierpraxis, zwischen reiner, temperierter
und pythagoräischer Stimmung? Wer kennt die Differenztöne im Detail und weiß um
ihre erstaunliche Wirkung bei der Intonationskontrolle?
Diese und viele andere Fragen kamen mir in den Sinn, als ich die ausgezeichnete
"Praktische Intonationslehre" von Doris Geller las und mich an meinen
eigenen dürftigen Gehörbildungsunterricht erinnerte, der sich darauf
beschränkte, Akkordverbindungen am Klavier zu erkennen und zu benennen und ein
vierstimmiges Diktat zu schreiben.
... Dem Leser wird klar, dass es "die" Intonation nicht gibt, sondern
dass er als praktizierender Musiker zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen
kann, die wesentlich durch seine klanglichen und interpretatorischen
Bedürfnisse und die seiner Mitspieler bestimmt werden. Diese Möglichkeiten muss
er jedoch kennen.
Die Sprache der Autorin ist geschliffen und eindeutig. Selbst komplizierte
akustisch-physikalische Aspekte und Zusammenhänge werden verständlich
dargestellt und durch eine Fülle allgemeiner Vergleiche und Notenbeispiele
ergänzt und zusätzlich erläutert.
... Ich hätte mir während meines Studiums und in meinen Orchesterjahren eine
solche umfassende Intonationslehre gewünscht. Jedem interessierten
Musiklernenden, gleich ob fortgeschrittener Schüler oder Student, aber auch
jedem Musiker, Musiklehrer und Orchesterleiter sei die Praktische
Intonationslehre von Doris Geller wärmstens ans Herz gelegt.
Schweizer
Musikzeitung 6/98:
Endlich ist für Sänger und Spieler von Melodieinstrumenten eine ausführliche
Intonationslehre erschienen, die alle beim Singen, Kammermusik- und
Orchesterspiel vorkommenden Fälle berücksichtigt und nicht aus der
sektiererischen Ecke der Reinintonationsfanatiker stammt. Denn sauber
intonieren heißt nicht reine Quinten und reine Großterzen, geschweige denn die
Naturseptime aufsuchen. Es spielt beispielsweise eine Rolle, ob es sich um
Sukzessiv- oder Simultanintervalle handelt, ob das Instrument obertonarm oder
-reich ist, ob es sich um tiefe oder hohe Lage handelt, ob die Besetzung
chorisch ist und wie groß das Vibrato genommen wird. Schon ein Molldreiklang
ist anders zu behandeln als ein Durdreiklang, ein dissonanter Akkord wieder
anders.
... Gut sind ihre Erläuterungen zum "Zurechthören", also den je nach
Fall erstaunlich weiten Toleranzen, zu den Schwebungen und Kombinationstönen
als Intonationskontrolle und zu den Obertonspreizungen der Klaviere. ... eignet
sich als Pflichtlektüre für alle Musikstudenten.
Persönliche Zuschriften
Ihre Praktische Intonationslehre habe ich mit großem Interesse gelesen. Es ist sehr eindrucksvoll, mit welcher Eleganz Sie dieses doch sehr schwierige Thema behandeln, und wie verständlich und übersichtlich die Problematik der verschiedenen Intonationsmöglichkeiten von Ihnen praxisbezogen dargestellt ist. Meiner Ansicht nach ist dieses Lehrbuch das Bedeutendste, was sich auf dem Gebiet der Hörschulung zur Zeit auf dem Markt befindet.
Ich beglückwünsche Sie, dass Ihre Praktische Intonationslehre von Bärenreiter in einer so ansprechenden Form herausgebracht wurde. Das Buch ist wegen des systematischen Aufbaus und Ihres ausgezeichneten sprachlichen Stils, der heute keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist, sehr angenehm zu lesen.
Endlich ist Ihr Buch erschienen! Das ist wirklich ein ganz wertvolles Werk, das für das Musikleben einmalig ist. Vielen Dank! Vor allem, so etwas hat es noch nie gegeben. Ich erkläre Ihnen meine Bewunderung.
Ich arbeite schon mit Erfolg mit Ihrem Buch. Sehr clever (Ihre Didaktik)!
... ich finde es ebenso hervorragend wie neuartig und werde es meinen Studierenden weiterempfehlen können, und zwar vorbehaltlos!
Ich schmökere gerade in Ihrem Buch und möchte Ihnen sagen, dass ich es wirklich gut finde: verständlich, mit vielen praktischen Tipps, fachlich sehr umfassend, ohne langatmig zu sein. Durchweg interessant - mein Kompliment!